Crowdfunding, oder zu Deutsch Schwarmfinanzierung, ist in aller Munde. Die zunehmende digitale Vernetzung hat dem Geldeinsammeln mittels Klein- und Kleinstbeträgen zu grossem Schwung verholfen.
Im ersten Teil einer dreiteiligen Serie zum Thema Crowdfunding beleuchtet der Autor das Sammeln von Spenden zu wohltätigen Zwecken. Im zweiten Teil Crowdfunding — Investieren in Eigenkapital befasst sich Dominik Müller mit Investitionsmöglichkeiten im Allgemeinen und im letzten Beitrag im speziellen im Immobilienbereich.
Der wohltätige Schwarm: Spenden und Unterstützen
Crowddonating, zu Deutsch etwa wohltätiges Gruppenspenden, ist bislang der gewichtigste Bereich des Crowdfunding. Eine Variante davon ist das Crowdsupporting, hier erhält der Geldgeber meist ein Dankeschön, sei es in Form von Produkten, persönlichen Einladungen oder Erlebnissen. Die vermittelnden Plattformen kassieren in der Regel eine Vermittlerprovision im Bereich von 5%-10%.
Das Problem vieler Crowdfunding-Plattformen ist, dass Steuerämter ihnen die Gemeinnützigkeit aberkennen. Damit sind entsprechende Spenden nicht von den Steuern absetzbar.
Einige Spendenprojekte werden in Rekordzeit umgesetzt …
Crowddonating ist zweifellos die älteste Form von Schwarmfinanzierung. Bereits im Mittelalter wurden grosse Kathedralen teilweise mithilfe kleiner Einzelspenden finanziert. Dank Internet funktioniert das Schwarmspenden heute deutlich einfacher und bisweilen sehr schnell, ob für Kinofilme, Musikprojekte oder medizinische Hilfe. Als im Januar 2018 die französische Alpinistin Elisabeth Revol im Himalaya in Bergnot geriet, wurden per Crowdfunding innerhalb weniger Stunden 60‘000 Dollar für einen Helikoptertransport eingesammelt.
…doch viele Vorhaben scheitern gleich zu Beginn
Bei den Schweizer Plattformen Wemakeit, Lokalhelden und 100-Days steht das Spenden für kulturelle Projekte im Vordergrund. Gemeinsam ist solchen Plattformen, dass die Finanzierer ihren Einsatz zurückerhalten, sofern die vorher veranschlagte Projektsumme nicht erreicht wird. Schweizweit kann sich der Sammelerfolg sehen lassen. Grob geschätzt kommen hierzulande ca. 60% der Begehren zum finanziellen Handkuss. Bei 100-Days betont man denn auch die hohe Qualität der eigenen Dienstleistungen in den Bereichen Netzwerkzugang und Projektbegleitung.
Steueramt spielt selten mit
Die Hilfswerke hingegen sind noch kaum auf den Crowddonating-Zug aufgesprungen. Nur gerade ein halbes Prozent aller Spenden erhalten Schweizer Hilfswerke gemäss der Zertifizierungsstelle Zewo via alternative Kanäle wie mobile Apps, Crowdfunding oder per SMS. Das Problem vieler reiner Crowdfunding-Plattformen ist indessen, dass sie nicht Zewo-zertifiziert sind und die meisten kantonalen Steuerämter ihnen die Gemeinnützigkeit aberkennen. Damit sind entsprechende Spenden nicht von den Steuern absetzbar. Dieses Schicksal ereilte auch Wemakeit 2016 im Kanton Zürich. Mehr Glück haben die Initianten von meinstadion.ch, welche per Schwarmfinanzierung ein neues Aargauer Fussballstadion finanzieren möchten und deren Spenden steuerlich abzugsfähig sind.
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