Cannabis – ja, die gute alte «Knasterpfeife» hat schon Wilhelm Buschs Lehrer Lempel wegen ihrer entspannenden Wirkung gepriesen. Auch ehemalige US-Präsidenten waren einem Joint nicht abgeneigt, wenn sie auch glaubhaft versicherten, nie inhaliert zu haben! Trotz dieser prominenten Haschischraucher, der Schritt von einem lustvollen, jedoch illegalen «Pfeifchen» zu einem Investitionsthema ist nicht einfach nachvollziehbar.
Anwendung in der Medizin
Aber Cannabis wird nicht nur als Rauschmittel benutzt, sondern ebenfalls als Medikament. Die entspannende und krampflösende Wirkung wird vor allem von Patienten mit Multipler Sklerose oder Krebs oder in der Palliativtherapie sehr willkommen geheissen. Und die Liste möglicher zusätzlicher Indikationen ist lang, z.B. Epilepsie, Migräne, chronische Schmerzen oder Schlafprobleme. Allerdings, grosse wissenschaftliche Studien zur Wirksamkeit gibt es noch nicht.
Der medizinische Cannabismarkt ist streng reguliert
Medikamente enthalten aber nur wenig psychoaktives THC, sondern einen hohen Anteil an CBD (Cannabidiol). Dieser medizinische Cannabismarkt ist streng reguliert, d.h. dass der Anbau von Hanf in bewachten Anlagen stattfindet. Und für die Verarbeitung ist zudem eine grosse Expertise im medizinischen Bereich notwendig, da alle Marihuanaprodukte den gleichen, normierten (hohen) CBD und (tiefen) THC-Gehalt aufweisen müssen. Es kann also nicht jede Bäuerin mal schnell eben etwas Geld dazu verdienen, indem sie das Tomatengewächshaus in eine Hanfplantage umfunktioniert.
Goldgräberstimmung bei den Cannabisproduzenten
Die an der Börse gehandelten Hanfproduzenten sind alle in Kanada zu Hause, da dort nicht nur schon länger Cannabis von Ärzten zu medizinischen Zwecken verschrieben werden darf, sondern ab Mitte 2018 Kanadier auch völlig legal Haschisch als rein erholsames Freizeitvergnügen rauchen dürfen. Das Geschäft in Kanada dürfte sich zu einem USD 6 Mrd. Markt entwickeln und erhebliche Steuereinnahmen generieren.
Die Zukunft liegt in Europa
Der kanadische Markt ist jedoch zu klein, als dass es sich für eine Firma lohnen würde, gross in Techniken zur Herstellung und Verarbeitung von Hanf zu investieren. Die Zukunft liegt in Europa. Seit 2016 werden in Deutschland medizinische Hanfprodukte von den Krankenkassen ersetzt und in anderen europäischen Ländern ist die Zulassung geplant. Diese Nachfrage wird bislang durch Importe gedeckt und kanadische Firmen sind Marktführer. Die Schätzungen, wie gross der globale Markt allein für medizinische Cannabisanwendungen in fünf Jahren sein könnte, liegen mit USD 20 bis 100 Mrd. weit auseinander. Wir gehen davon aus, dass erst einmal die Erfahrungen in Kanada abgewartet werden, bevor eine weitergehende Legalisierung in anderen Ländern beschlossen wird. Der Markt für Cannabis ist zwar dynamisch, wird aber kurzfristig nicht explodieren.
«Phantastische Bewertungen»
Zu den grössten Produzenten zählen Canopy Growth, Aphria oder Aurora Cannabis, die Mitte Mai einen Merger mit MedReleaf bekannt gegeben haben. Das Potenzial des Cannabismarktes wurde auch von den Herstellern anderer legaler Rauschmittel entdeckt, etwa durch Constellation (Biermarke Corona), die 2017 eine Beteiligung an Canopy erworben haben und sofort Spekulationen von Cannabis-Drinks durch den Markt geisterten. Spätestens ab diesem Zeitpunkt gingen die Börsenkurse der Hanfproduzenten durch die Decke. Die phantastisch hohen Bewertungen dieser Firmen, die meistens noch keine schwarzen Zahlen schreiben, nimmt einerseits enorme Wachstumsraten, andererseits hohe Übernahmeprämien vorweg. Die derzeitige Goldgräberstimmung könnte also schnell wieder abflauen, wenn sich ausserhalb von Kanada medizinische Anwendungen und Freizeitmarkt nur langsam entwickeln. Cannabis-Aktien sind als Hochrisikoanlagen zu bewerten.
Werden also Emmentaler Bauern bald wieder das berühmte «Sonntagspfeifchen» geniessen? Vielleicht, denn Cannabisprodukte sind ja auch in der Schweiz seit März 2017 legal zu erwerben – wenn auch nur mit einem geringen THC-Gehalt.
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