«Die Nutzung des Internets steckt noch in den Kinderschuhen, nur gerade rund 2% der Dinge sind zurzeit mit dem Internet verbunden», schätzt Christian Martin. Wir stehen also ganz am Anfang der sogenannten vierten Phase der Digitalisierung.
Christian Martin, General Manager von Cisco Schweiz, sprach an einem Anlass von Rahn+Bodmer Co. über das Internet of Everything, dem Mantra der Zukunft.
Industrie 4.0
Glühbirnen, Kühlschränke, Windeln, Kühe – alles ist connected. Menschen, Prozesse, Daten und Dinge werden von dieser Entwicklung erfasst. Das mag auf den ersten Blick absurd erscheinen, doch was spricht dagegen, dass die Glühbirne zum Beispiel die Raumtemperatur und –feuchtigkeit misst und reguliert? Dass in unseren Wohnungen das Licht auch eingeschaltet werden kann, wenn wir nicht zuhause sind? Dass der Urin kranker Kinder laufend analysiert wird und dadurch Nahrung und Medikamente optimal zur Genesung beitragen können? Christian Martin spricht lieber von Chancen der Digitalisierung als von Dämonisierung.
Machine Learning ist die Zukunft
Drei Faktoren sind entscheidend für die weitere Digitalisierung: Die Anschlusskosten gehen gegen Null, die Cloud ermöglicht eine nahezu unlimitierte Rechenleistung und die Maschinen lernen immer schneller. Die Mengen an Daten, die laufend verarbeitet werden müssen, sind ohne Maschinen undenkbar. «Wer kann sich vorstellen, sich an einen Roboter für eine Auskunft zu wenden?», wollte Christian Martin von den Anwesenden wissen. Wenige Hände gingen in die Höhe, doch wir sind längst soweit: Google Maps leitet unsere Wege, Spotify erfüllt unsere Musikwünsche und für eine Flugbuchung wenden wir uns schon lange nicht mehr an die freundliche Dame im Reisebüro. Christian Martin macht mit diesen Beispielen deutlich, dass die Angst vor künstlicher Intelligenz und Machine Learning nicht im Vordergrund stehen sollte. Die Entwicklung der Technologie bietet ungeahnte Möglichkeiten und wird nicht nur Jobs vernichten, sondern auch viele neue schaffen.
Macht der Software Industrie
Ein kurzer Zahlenexkurs macht‘s deutlich: In zehn Sekunden werden rund 7,5 Mio. WhatsApp-Nachrichten verschickt, 2 Mio. Google Anfragen gestartet und rund 70 Mio. neue Facebook Posts hochgeladen. Und Schätzungen gehen davon aus, dass bis 2020 zusätzlich rund 3 Mrd. Menschen das Internet nutzen werden. Damit ist klar, dass nur Unternehmen mit grosser «Software Power» in diesem gigantischen Markt mitmischen können. Dass damit eine gewisse Gefahr in Bezug auf den Umgang mit Daten einhergeht, versteht sich von selbst. Nichtsdestotrotz, Christian Martin ist überzeugt, dass das Internet of Everything mit neuen Chancen gleichzusetzen ist und er wünscht sich, dass die Schweiz in der Entwicklung von neuen Technologien und Anwendungen sowie in der Gesetzgebung eine aktive Rolle übernimmt.
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