Tätowierungen an allen möglichen und unmöglichen Stellen soweit das Auge reicht, neue Tattoo- und Piercing-Studios in jeder Nachbarschaft: Die Juni-Festspiele in Zürich greifen diesen neuen Ästhetik-Trend mit «Schönheit – Wahnsinn» im Beauty Campus auf dem Münsterhof auf. Hat Body Modification auch in der Anlegerwelt das Potenzial für einen neuen Trend?
Sind die Nuba unsere neuen Schönheitsideale?
Schon seit Jahrhunderten haben die Menschen die Haut für kreative Verschönerungen mit Tätowierungen und Bemalungen, Schönheitsnarben sowie Ringen und Piercings benutzt. Diese Art von non-verbaler Kommunikation gab in Afrika oder Lateinamerika Auskunft über die Stammeszugehörigkeit, den sozialen Status oder die Funktion in der Gesellschaft. Aber diese Haut-Verschönerungen konnten auch ein reines Schmuckelement sein. Leni Riefenstahl hat die elegante Body-Ästhetik der Nuba im Sudan schon vor mehr als 50 Jahren fotografisch dokumentiert. Unsere heutige Körpermodifikation geht jedoch noch viel weiter als bei den Nuba.
Implantate: Ästhetik und Medizin
Brustimplantate gibt es ja schon lange. Auch medizinische Implantate sind nichts Neues. Jeder kennt Herzschrittmacher oder Defibrillatoren. Die gleiche Technik kann man auch bei neurologischen Krankheiten anwenden, zum Beispiel zur Tiefenstimulierung des Gehirns bei Parkinson- oder Epilepsie-Patienten oder für eine Stimulierung der Wirbelsäule bei einer Schmerztherapie. Der Blutzuckerspiegel wird mittels eines implantierten Sensors gemessen, der direkt mit einer — noch ausserhalb des Körpers befindlichen — Insulinpumpe kommuniziert. Ein Cochlear-Implantat hilft Schwerhörigen wieder zu kommunizieren.
Implantierte LED-Lampen sollten eigentlich dazu dienen, lichtsensitive Medikamente zu aktivieren oder eine Überwachung von Wundheilungsprozessen zu ermöglichen. Aber es braucht nicht viel Fantasie, um Anwedungen im «Kunstbereich» zu visualisieren. Warum nicht mit der Musik-App auf dem Mobiltelefon Signale an die implantierten LED-Lampen senden und sie im Rhythmus blinken lassen?
Ist Body Modification ein Investitionsthema?
Body Modification ist schon lange im Anlageuniversum angekommen. Im klassischen Schönheitsmarkt ist Allergan mit Botox, Fillern und anderen Techniken führend. Im Segment Body Enhancement könnte man auch die Produzenten von Knie- und Hüftgelenken dazu zählen, da sie z.B. bei der Entwicklung von Exoskeletons (zur Rehabilitation von Gehbehinderungen, aber auch für militärische Zwecke und in Zukunft vielleicht sogar für künstlerische Modifikationen) eine Rolle spielen. Aber der rein medizinische Markt für künstliche Gelenke stagniert seit Jahren und ist daher als Investitionsthema eher uninteressant.
Kommunizierende Implantate
Spannender sind Implantate, die kommunizieren können, indem Daten abgerufen bzw. gesendet werden können, die nach Möglichkeit auch keine Batterie benötigen und sich von aussen hochfahren lassen. Zwar sind diese Implantate erst in Entwicklung, aber sie würden Hirnschrittmachern — neben möglichen ethischen Problemen — völlig neue Märkte öffnen. Denkbar sind Anwendungen bei sporadisch auftretenden Problemen wie Essstörungen oder Migräne und bei der Steuerung von Stimmungen bei Depressionen.
Das Rennen läuft zwischen Medtech-Giganten und Start-ups
Die interessantesten Investments sind die Gesellschaften, die schon heute elektronische Implantate herstellen. Dazu gehören Medtech-Giganten wie Medtronic, Abbott und Boston Scientific. Aber auch kleinere Firmen wie Dexcom mit implantierbaren Blutzuckermessgeräten, die australische Cochlear mit Cochlea-Implantaten, Zeiss Meditec für Intraokularlinsen und viele Start-Ups gehören dazu.
Diese medizinischen Produkte könnten mit relativ geringem Aufwand und viel Fantasie auch für rein künstlerische oder ästhetische Projekte zweckentfremdet werden: Die richtige Stimmung für die nächste Party? Schmerzen überwinden beim Body-Building? Wie werden also die Körper der Zukunft aussehen, wahnsinnig oder wahnsinnig schön?
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