Im Rahmen des Business Family Forum 2019, organisiert von familienunternehmen.ch, Rahn+Bodmer Co. und swiss export, diskutierte Martin H. Bidermann in der Manage des Circus Knie zusammen mit anderen Unternehmerinnen und Unternehmern über die Zukunft von Familienunternehmen. Mit dabei war selbstverständlich auch die Familie Knie, vertreten durch Fredy Knie Junior und Ivan Knie. Im Interview spricht Fredy Knie Junior über die Nachfolge im und über die Zukunft des 100jährigen Familienunternehmens.
Herr Knie, Sie sind Verwaltungsratspräsident der Knie AG. In den Medien war vermehrt zu lesen, dass Sie den Stab an die nächste Generation weitergeben werden. Bedeutet dies, dass Sie sich auch vom VR Präsidium zurückziehen?
Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich übergebe das tägliche Geschäft an meine Nachkommen, werde aber VR-Präsident der Familien-AG bleiben. Was ich an meine Tochter Geraldine abgegeben habe, ist die künstlerische Leitung.
Wie geht Loslassen nach all diesen Jahren?
Ich denke, das kann man oder man kann es nicht. Geraldine und jetzt auch wieder Chanel, meine Enkelin, waren einfach immer mit dabei. Und so sehe ich, dass alles im Sinne der Familie Knie weitergeht. Und das macht mir grosse Freude und macht es einfach, loszulassen.
Der Knie ist als Aktiengesellschaft organisiert. Wie muss man sich das vorstellen?
Jedes Mitglied der Familie hat seinen Anteil an den Aktien. Und diesen kann man behalten, auch wenn man nicht mehr aktiv im Zirkus dabei ist.
Gibt es bei den Knies eine Familien-Charta?
Nein, so etwas haben wir nicht.
Wie werden Entscheide gefällt?
Das kommt darauf an, welche Entscheide wir fällen müssen. Aber im Grunde genommen ist es ganz einfach: Die Mehrheit entscheidet. Wir sind im Verwaltungsrat wie auch in der Geschäftsleitung fünf Mitglieder.
Wie geht die Familie Knie mit Konflikten um?
Konflikte gibt es überall und es wäre auch ziemlich langweilig, wenn alle Familienmitglieder immer der gleichen Meinung sind. Wir hatten auch schon Mitglieder, die aufgrund eines Konflikts aus dem Zirkus ausgeschieden sind. Das ist für alle Beteiligten besser. Wir versuchen immer einen guten Kompromiss zu finden. Aber, wenn es hart auf hart kommt, so gilt der Mehrheitsentscheid.
Ein Familienunternehmen zeichnet sich durch langfristiges Denken, Unabhängigkeit und schnelle Entscheidungswege aus. Sind Sie mit diesen Aussagen einverstanden?
Absolut, doch das Wichtigste ist: Die Freude am Unternehmen und der Wille, das Unternehmen gemeinsam weiterzuführen, muss da sein. Wir hätten nie 100 Jahre existieren können, wenn es bei allen Knies nicht dieses klare Ziel und diese Leidenschaft gegeben hätte.
Wie finanziert sich der Cirkus Knie?
Wir sind absolut selbsttragend. Wir heissen zwar Schweizer National-Circus und deshalb glauben viele Leute, dass wir subventioniert sind. Aber im Gegenteil, die Abgaben an den einzelnen Spielorten sind mittlerweile sehr hoch.
Was sind neben den Artistenhonoraren die grössten Kostenblöcke?
Die Transporte und die Medienarbeit; diese beiden Blöcke sind in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Auch die Abgaben an den einzelnen Spielorten schlagen immer mehr zu Buche: So verlangt die Stadt Zürich für den Standort auf dem Sechseläutenplatz 10 Prozent der Einnahmen, plus Wasser, plus Strom, plus Platzreinigung, plus Abfallgebühren, das summiert sich ganz schön zusammen.
Ist es überhaupt rentabel, in kleineren Städten aufzutreten?
Das müssen wir immer wieder überprüfen, denn wir benötigen ein Einkommen, wie jedes andere Unternehmen auch. Da kann es schon einmal vorkommen, dass wir aus finanziellen Gründen eine Kleinstadt aus dem Tournee-Plan streichen müssen. Meistens ist aber der Grund eher, dass die Städte in der Innenstadt keinen Platz mehr für einen Zirkus haben.
Wie schauen Sie in die Zukunft, Herr Knie?
Das diesjährige Programm war das dritte unter der alleinigen Verantwortung von Geraldine und sie hat es einfach perfekt gemacht. Deshalb schaue ich ruhig und sehr positiv in die Zukunft. Es gibt eine junge Mannschaft, die unsere Arbeit mit grosser Leidenschaft und Innovation weiterführt.
Familienunternehmen sind vielen Anspruchsgruppen mit den unterschiedlichsten Bedürfnissen verpflichtet. Dadurch entstehen oft komplexe Fragestellungen. Das Team um Dominik Staffelbach steht Unternehmerinnen und Unternehmern beratend und unterstützend zur Seite, wenn es darum geht, vielschichtige Anliegen zu analysieren und Lösungsvorschläge zu erarbeiten.
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