Im Rahmen unserer Anlassreihe «Familienunternehmen und ihre Erfolgsrezepte» diskutierten Kundinnen und Kunden sowie verschiedene Vertreter von Familienunternehmen im Laden von Ludwig Hatecke in Zürich über die Faktoren, die für den Erfolg ausschlaggebend sind.
Im nachfolgenden Interview erzählt Ludwig Hatecke, was die Firma Hatecke seit über 40 Jahren erfolgreich macht. Die Fragen stellte Julian Boaden, Kundenberater bei Rahn+Bodmer Co.
Ludwig Hatecke ist Metzger aus Leidenschaft. Einer mit Feingefühl, wie er von sich selber sagt. 1982 hat Ludwig Hatecke das erste Geschäft in Scuol eröffnet, über 40 Jahre später kam als vorläufig letztes Lokal die Metzgerei mit integriertem Bistro mitten im Zentrum von Zürich dazu. Doch Erfolg misst sich für Ludwig Hatecke nicht allein in Zahlen. Das Schönste für ihn ist, dass sich sein Sohn David für das Unternehmen entschieden hat.
Was macht den Erfolg Ihres Unternehmens aus?
Dazu zählen fünf Faktoren: Qualität, Menschen, Kontinuität, Produkt-Präsentation und Neugierde. Lassen Sie mich bei der Qualität und somit bei der Philosophie von Hatecke beginnen: Fleisch ist ein wertvolles und einzigartiges Lebensmittel. Wir verwerten nur Tiere aus artgerechter Haltung aus dem Engadin. Diese haben beim Zeitpunkt der Schlachtung mindestens fünf, manchmal auch bis zu fünfzehn, Jahre auf der Alp geweidet. Auch das Schlachten und die Weiterverarbeitung findet vor Ort statt. Die Tiere haben bis zum Schluss ein artgerechtes Leben – das wirkt sich auf die Qualität und den Geschmack des Fleisches aus.
Und welche Rolle spielt der Mensch?
Ein Unternehmen wie unseres lebt vom persönlichen Kundenkontakt. Unser Verkaufspersonal fragt die Kunden zum Beispiel immer, wie das Fleisch zubereitet werden soll. Entsprechend geben wir frische Kräuter mit und packen diese sorgfältig ein. Wen der Kunden dann zuhause das Fleisch und die Kräuter aus unserer schwarzen Verpackung nimmt, erinnert er sich nochmals an die Atmosphäre und die Gespräche in unserem Laden. Das schafft eine Verbindung über den Verkaufsmoment hinaus.
Sie haben die schwarze Verpackung der Hatecke-Produkte erwähnt. Diese Farbe ist für eine Metzgerei aussergewöhnlich.
Das stimmt, aber wir verwenden das schwarze Papier nicht nur aus ästhetischen Gründen, sondern es schützt das Fleisch auch vor Licht. Doch natürlich ist das schwarze Papier ein Teil der Präsentation und damit sind wir beim dritten Faktor: Fleisch braucht eine Bühne. Wenn es auf einem Haufen liegt, so fehlt die Wertigkeit. Das mussten wir erfahren, als wir vor zwanzig Jahren angefangen haben, Fleisch zu fotografieren. Es geht um die Essenz. Dies kommt auch in der Architektur unserer Geschäfte und Bistros zum Ausdruck. Wir pflegen eine klare und schnörkellose Formsprache und dies seit Anbeginn. Unser Architekt begleitet uns seit 40 Jahren und auch der Fotograf ist seit 30 Jahren derselbe. Daraus entsteht Kontinuität und eine hohe Wiedererkennung.
Ihr Grossvater hatte eine Metzerei und mit Ihrem Sohn David ist damit bereits die vierte Generation im Geschäft tätig. Wie wichtig ist es für Sie, dass das Geschäft in der Familie bleibt?
Das Wichtigste überhaupt. Es ist das Schönste, wenn du es schaffst, dass deine Kinder dein Lebenswerk gut finden und es weiterbringen wollen. Kontinuität bedeutet aber auch in dieser Hinsicht nicht Stillstand. David, mein Sohn, ist frei, um seine Ideen miteinzubringen und die Marke Hatecke weiterzuentwickeln.
Wie haben Sie die Nachfolge geregelt? David ist ja nicht Ihr einziges Kind.
Wir haben am 1. Januar 2020 eine AG gegründet, vorher war es ein Einzelunternehmen. Heute besitzen meine Frau und ich das Unternehmen. Die Firma ist so strukturiert, dass sich David durch seine Arbeitsleistung einkaufen kann. Unsere anderen beiden Kinder können später selbstverständlich auch Aktien kaufen.
Was wünschen Sie sich für die Zukunft?
Dass meine Vision weitergeführt wird und das Fleisch als das geschätzt wird, als das was es ist: Ein sehr wertvolles und einzigartiges Lebensmittel.
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