Von: Isabelle Bollhalder
Kein Loblied auf den Veganismus, keine Beschimpfung der traditionellen Landwirtschaft sowie bekannter Nahrungsmittelmultis und auch keine Aufforderung, sich den stark emotional aufgeladenen Netflix-Film “Seaspiracy” anzusehen: Eine hoch komplexe, weltweite Herausforderung mit Emotionen lösen zu wollen, ist der falsche Weg. Fakten und Zahlen belegen die Ineffizienz der globalen Lebensmittelindustrie. Doch welches sind die wichtigsten Wachstumstreiber hin zu einer nachhaltigen Nahrungsmittelindustrie und welches die Chancen für Investoren?
Ein Blick in die Zukunft
10 Milliarden Menschen werden im Jahre 2050 diesen Planeten bewohnen. Zur effizienten und nachhaltigen Ernährung braucht es dafür, Stand heute, rund 56 % mehr Nahrung als im Jahre 2010, ohne dabei nur ein Hektar zusätzliches Land in Anspruch zu nehmen und gleichzeitig die landwirtschaftlichen Treibhausgas- Emissionen (THG) auf rund 4 Gigatonnen CO2 (von aktuell rund 12 Gt) zu senken. Eine Umstellung unserer heutigen eher trägen globalen Nahrungsmittelwirtschaft hin zu einem effizienten System mit nachhaltigem Ressourceneinsatz ist zwingend notwendig.
Automatisierung und Precision Farming
Die Steigerung der landwirtschaftlichen Produktionseffizienz durch Automatisierungsmöglichkeiten und Precision Farming sind Kernelemente der Transformation hin zu einer nachhaltigeren Lebensmittel-Industrie. Heute produzieren wir jedes Jahr Lebensmittel im Gesamtwert von rund 8 Billionen USD, was rund 10 % des globalen BIP entspricht. Diese 10 % verursachen 26 % der globalen Treibhausgasemissionen, beanspruchen die Hälfte des bewohnbaren Landes unseres Planeten und verbrauchen 70 % des vorhandenen Frischwassers (Quelle: UN). Ungefähr ein Viertel der für den menschlichen Verzehr produzierten Lebensmittel geht verloren (Quelle: UN).
Mittels Effizienzsteigerungen durch ortsdifferenzierte und zielgerichtete Bewirtschaftung landwirtschaftlicher Nutzflächen mit Hilfe von digitalen Verfahrenstechniken können Ernteerträge weit über die historischen Raten erzielt und die Milch- und Fleischproduktion pro Hektar Weide erhöht werden. Die natürlichen Ökosysteme bleiben erhalten und der Verlust der biologischen Vielfalt kann damit begrenzt werden.
Neue Verpackungs- und Lagerungslösungen
Nachhaltige Verpackungs‑, Lagerungs- und Wiederverwendungslösungen sowie neue Formen des Konsums können Lebensmittelverluste und ‑verschwendung verringern und sind deshalb ein weiteres zentrales Element der Transformation. Verluste und Abfälle treten entlang der gesamten Nahrungskette auf. Die Quantifizierung der Abfallmenge, die Festlegung von Reduktionszielen, sowie kurze Transportwege helfen, die aktuell bestehende Lebensmittellücke zu schliessen und dabei gleichzeitig Treibhausgasemissionen zu reduzieren.
Alternative und funktionelle Lebensmittel
Nachfrageseitig sind alternative Proteine, Fleischersatzprodukte, gesunde beziehungsweise funktionelle Lebensmittel sowie die allgemeine Lebensmittelsicherheit als weitere wichtige Elemente auf dem Weg zur neuen Lebensmittelproduktion zu nennen. Es wird erwartet, dass der Fleischkonsum zwischen 2010 und 2050 um 88 % steigen wird (Quelle UN) und somit, bei gleichbleibendem Bevölkerungswachstum, für unseren Planeten kaum mehr tragbar ist. Neben Food Tech werden Fleischersatzprodukte und weiteres ein zentrales Thema sein. Findet im Konsumentenverhalten ein Umdenken hin zu erhöhtem Verzehr pflanzlicher Alternativen zu Tierprodukten statt, haben wir die Sprache der Natur verstanden.
Chance für Investoren
Die strukturelle Veränderung hin zu einer nachhaltigeren und effizienteren Nahrungsmittelwirtschaft bietet für Anleger grosses Potenzial. Entlang der erwähnten Themenkomplexe bilden sich erstklassige Investitionsmöglichkeiten. Grosse wie kleine Akteure der Lebensmittelindustrie haben die Relevanz des Problems erkannt. Mit einem gesunden, nachhaltigen Portfoliomix im Lebensmittelbereich können Investoren das Ihre zur Lösung beitragen – und gleichzeitig davon profitieren.
Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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