Interview mit: Gabriela Winkler, Präsidentin des Stiftungsrates bei GFZ Gemeinnützige Frauen Zürich
Sie sind Stiftungspräsidentin der Stiftung GFZ, sind im Vorstand der Spitex Schweiz, ehemalige Kantonsrätin der FDP und engagieren sich noch in weiteren Aufgabengebieten. Gibt es etwas, was alle Aufgaben gemeinsam haben?
Ja, das gibt es. Es geht immer um gesellschaftliche Fragen. Und zwar um Fragen, die ein einzelner nicht lösen kann und doch meist in irgendeiner Form einmal damit konfrontiert ist: Jeder war einmal ein kleines Kind, brauchte Förderung und Sozialisierung. Denn das sind Grundlagen für ein gelingendes Leben und die wirtschaftliche Selbstständigkeit. In diesem Bereich ist die Stiftung Gemeinnützige Frauen Zürich (GFZ) tätig.
Oder am Beispiel der Spitex: Die Betreuung zu Hause ist nach einer Operation oder im Alter enorm wichtig. Hier leistet die Spitex einen unschätzbaren Beitrag. Und ja klar, im Kantonsrat gab es viele Themen, bei denen gesellschaftliche Fragen im Zentrum standen, sei es im Bereich Soziales, Gesundheit, Energieversorgung oder Raumplanung.
Welchen persönlichen Wert hat für Sie Ihre Arbeit in der Stiftung GFZ?
Ich habe eine grosse Liebe zu Menschen und vor allem zu Kindern. Bei der Stiftung GFZ setze ich mich zusammen mit meinen Kolleginnen und Kollegen für das Wohl von Kindern und Familien ein. Ich habe mich immer für gesellschaftliche Veränderungsprozesse interessiert und dazu gehört natürlich die Familie. Die Familienformen haben sich in den letzten 70 Jahren sehr verändert. Was aber immer geblieben ist, ist die Verantwortung für unsere Kinder, für ihr Aufwachsen, ihre Gesundheit und ihre Bildung.
Welche Mission vereint die Stiftungsratsmitglieder, die Mitarbeitenden sowie die Spenderinnen und Spender der GFZ?
Wir sind eine gemeinnützige Organisation, die sich für Familien, mit all ihren Anliegen, Bedürfnissen und Interessen, einsetzt. Das Wohlergehen von Kindern steht dabei im Mittelpunkt. Deshalb engagieren wir uns stark für frühe Förderung und setzen uns für Chancen- und Bildungsgerechtigkeit ein. Unsere Angebote berücksichtigen immer auch die Interessen der Frauen in allen Lebenslagen. Dies steht im Zusammenhang mit den Anfängen der Stiftung GFZ, Gemeinnützige Frauen Zürich, die 1885 gegründet wurde. Damals unterstützte die Stiftung vor allem alleinstehende Mütter, zum Beispiel Frauen, die mit 16 Jahren ungewollt schwanger wurden. Deshalb gehören die Interessen der Frauen in unser Mission-Statement. Wir machen jährlich einen Strategie-Check und ich finde es extrem schön, immer wieder zu sehen, dass jedes einzelne Stiftungsratsmitglied voll und ganz hinter unserer Mission steht. Vor drei Jahren haben wir einen Zukunftstag mit allen Stufen organisiert, von den Lernenden und Praktikanten über Kitaleiterinnen bis zu Geschäftsführung und Stiftungsratsmitgliedern. Es war absolut faszinierend wie ideenreich, engagiert und zukunftsorientiert dieses GFZ-Team denkt und handelt.
Welches sind die Ziele der Stiftung GFZ? Wie wird sich Ihre Arbeit in den nächsten 10 Jahren entwickeln?
Es ist klar, dass sich die Bedürfnisse der Familien verändern und damit werden auch unsere Betreuungsformen durchlässiger und flexibler. Wir haben Kinder jeglicher Herkunft und auch solche mit besonderen Bedürfnissen, welche wir mit der Unterstützung von Heilpädagoginnen in die Gruppe integrieren. Wir entwickeln laufend neue Angebote für Frauen in speziellen Situationen, sei dies Mutter/ (oder Vater) Kind-Singen in den Familienzentren, Vorlesetage oder Spielnachmittage und vieles mehr. Das sind niederschwellige Angebote für Eltern, bevor sich jemand verpflichtet, sein Kind in die Kita zu geben. Dann haben wir zum Beispiel einen Wöchnerinnentreff auf die Beine gestellt, mit dem Ziel, Frauen die Möglichkeit zu geben, eine gesunde und ausgewogene Mahlzeit zu erhalten und sich während ein bis zwei Stunden nicht ums Baby kümmern zu müssen. Wir hoffen, dass wir dieses Angebot, jetzt wo dies Corona-bedingt wieder möglich sein sollte, wieder anbieten dürfen.
Wie bereits erwähnt engagieren Sie sich sehr vielseitig. Gibt es in Ihrem Leben einen weiteren Bereich, mit dem Sie sich persönlich auch noch gerne beschäftigen?
Ich bin Musik- und insbesondere Opernliebhaberin. Seit etwa 15 Jahren unterstütze ich eine Stiftung, welche Dr. Hans Vontobel zur Förderung von begabten jungen Musikerinnen und Musikern gegründet hat. Dazu kam vor ein paar Jahren auch die Riccardo Muti Akademie, die junge Dirigenten im Bereich italienische Opern weiterbildet. Diese veranstaltet jeweils eintägige Masterkurse, die man als Freund oder Gönnerin besuchen und erleben darf, wie sich eine Oper von musikalischer und gestalterischer Seite her entwickelt und wie man mit einem Orchester arbeitet. Das ist einfach ein wunderschönes Erlebnis.
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