Von: Michael Griesdorf
«Erst wenn die Ebbe kommt, zeigt sich, wer nackt schwimmt», sagte einst Warren Buffet. Der bekannte US-Investor, deutete damit an, dass sich erst in Krisen zeigt, wer in schwache und wer in starke Unternehmen investiert ist.
Gewiss: Im diesjährigen Börsenabschwung rund um den Globus haben auch qualitativ hochwertige Unternehmen stark an Wert eingebüsst. Bei steigenden Zinsen, wie das derzeit der Fall ist, ist keine Aktie vor einem Wertverlust gefeit. Zudem haben sich die Bewertungen bei vielen Qualitätstiteln im Zuge der Euphorie an der Börse im Jahr 2020 und 2021 in etwas gar luftigen Höhen bewegt. Noch stärker hat es allerdings Aktien von Gesellschaften getroffen, die zwar in einem trendigen Wachstumsmarkt aktiv sind, bis auf Weiteres aber noch keinen Gewinn schreiben und deren Börsenwert damit primär auf der Hoffnung nach hohen Gewinnen in der fernen Zukunft beruht.
Neben dem ungünstigen Zinsumfeld sorgt jedoch auch das konjunkturelle Umfeld für Unsicherheit an der Börse. Um die gegenwärtig hohe Inflation in den Griff zu bekommen, müssen Notenbanken in vielen Ländern mit höheren Zinsen die Nachfrage nach Gütern und Dienstleistungen dämpfen. Hinzu kommt in Europa eine immer wahrscheinlichere Energiekrise im Winter sowie eine schwache Wirtschaftslage in China.
Bewertungen auf interessantem Niveau
Gerade in einem solchen Umfeld offenbaren sich die Vorteile von Qualitätsunternehmen, denn diese trotzen konjunkturellem Gegenwind im Vergleich zu ihren schwächer positionierten Konkurrenten oft deutlich besser. Hinzu kommt, dass ihre Bewertungen an der Börse nun wieder merklich attraktiver sind. So hat sich bspw. das aggregierte Verhältnis von Unternehmenswert zum operativen Gewinn vor Abschreibungen und Amortisationen (EV/Ebitda-Verhältnis; Basis Gewinnschätzungen der nächsten zwölf Monate) bei jenen Unternehmen mit einer überdurchschnittlichen Qualität in unserem Research-Universum seit Ende Dezember 2021 um rund einen Viertel verringert.
Wichtige Merkmale von Qualitätstiteln
Folgende Merkmale zeichnen Qualitätsaktien aus: Eine gute Marktstellung, eine saubere Bilanz, sowie ein zum Wohle des Aktionärs agierendes Management.
Unter einer guten Marktstellung verstehen wir nicht nur, dass sich das jeweilige Unternehmen im Markt behauptet, in dem es sich befindet. Ein Muss ist für uns auch, dass dessen Produkte nicht kopiert oder gar substituiert werden können. Auch sollte das jeweilige Unternehmen über eine hohe Verhandlungsmacht, sowohl gegenüber Lieferanten als auch gegenüber Kunden verfügen. Letztes ist besonders im gegenwärtig inflationären Umfeld wichtig, damit die höheren Inputkosten an die Kundschaft weitergereicht werden und damit die Marge geschützt werden kann.
Nicht zu unterschätzen ist auch eine solide Bilanz. Firmen, welche wenig oder gar keine Schulden haben, kommen oft besser durch wirtschaftlich schwierige Zeiten als jene, welche hart am Wind segeln. Im optimalen Fall profitieren diese sogar von Krisen, weil das notwendige Investitionsvolumen aufrechterhalten werden kann. Damit gelingen oft Marktanteils-Gewinne, wenn die Konkurrenz nicht oder nur mangelhaft liefern kann, oder weil Wettbewerber in Not zu einem günstigen Preis übernommen werden können.
Alle diese Qualitätsattribute sind allerdings wertlos, wenn sie nicht zum Vorteil des Aktionärs genutzt werden. Deshalb gilt es auch, stark auf die Leistung des Managements zu achten. Weiter ist es uns wichtig, dass dieses offen und ehrlich kommuniziert, damit die Erwartungshaltung der Investoren im Einklang mit dem Leistbaren steht.
Auch Nachhaltigkeit wird immer wichtiger
Zuletzt werden aber auch Nachhaltigkeitskriterien immer wichtiger. Dabei verhilft ein umsichtiges Handeln des jeweiligen Unternehmens nicht nur zu einem schonenden Umgang mit den oft endlichen Ressourcen auf der Welt. Die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit kann auch zum Wettbewerbsvorteil werden. Umgekehrt dürften Firmen, welche diese vernachlässigen, künftig Nachteile erleiden, weil sie Kunden verlieren, Strafsteuern wie bspw. CO2-Abgaben bezahlen müssen, mit höheren Kapitalkosten konfrontiert sind und im Kampf um Talente auf dem Arbeitsmarkt ins Hintertreffen geraten.
Portfoliogestaltung bei Rahn+Bodmer Co.
Häufig sind alle die zuvor genannten Qualitätskriterien bei kleinen und mittelgrossen Unternehmen zu finden. Abgesehen davon verfügen diese oft über die notwendige Agilität bei einem sich verändernden Umfeld und sind im Unterschied zu Grosskonzernen oft weniger in festgefahrenen Strukturen gefangen.
Dabei bietet die Schweiz eine auffallend hohe Dichte an sehr gut positionierten Firmen. Schweizer Qualitätsunternehmen geniessen deshalb je nach Anlagestrategie in unseren Portfolios ein spezielles Gewicht.
Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
notablog@rahnbodmer.ch
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