Im Laufe der Geschichte haben sich rund um neue Technologien immer wieder Blasen gebildet (Bsp. Technologieblase der späten 1990iger Jahre oder die Blockchain Technologie in Bezug auf Kryptowährungen). Die Mechanismen im Markt sind oftmals ähnlich und können in zwei Phasen unterteilt werden.
Phase I: Innovation bis Marktbereinigung
- Der Markt erkennt eine neue bahnbrechende Technologie.
- Den Innovatorinnen und Innovatoren fliesst von allen Seiten neues Kapital zu.
- Das Thema wird weiter angeheizt durch die Medien.
- Spekulationen nehmen zu und die Preise und Bewertungen überschiessen, bis die Blase platzt.
- Viele nicht-profitable Unternehmen gehen bankrott und es kommt zu einer tiefgreifenden Bereinigung.
- Die überlebenden Firmen der neuen Technologie werden tendenziell zum Haupttreiber der Wirtschaft.
Phase II: Weitere Branchen werden erfasst, was zu einer weiteren Bereinigung führt
- Durch die neue Technologie entstehen neue Firmen, Produkte, Industrien.
- Die neue Technologie zwingt Firmen zu Anpassungen und Innovationen. Firmen, die sich nicht anpassen, verschwinden (Bereinigung).
- Je nach Ausmass und Entwicklung der Technologie schreiten die Behörden ein und beginnen die Technologie zu regulieren.
Um ein Beispiel zu geben: Der Nasdaq-Index hat sich im Zeitraum zwischen 1995 und 2000 verfünffacht. Bis zu seinem Tiefpunkt im Oktober 2002 fiel er um fast 80 %. Die Bereinigung führte zu einer Erholung der Branche und leitete zugleich den nächsten Zyklus ein.
Bei der Künstlichen Intelligenz stehen wir in Bezug auf Innovatorinnen und Innovatoren, neue Firmen und Branchen, Produkte und deren Kommerzialisierung immer noch am Anfang. Gleichzeitig ist die Geschwindigkeit enorm und wird alles bisher Gesehene wohl übertreffen. Die dafür verantwortlichen Treiber der Entwicklung sind die Verbreitung (Software, kein physisches Kapital), die Akzeptanz (Interaktion in natürlicher Sprache) und der Rollout (Firmen first-mover advantage).
Das Spektrum «wo und wie» KI über die Zeit wird eingesetzt werden können, kennt kaum Grenzen. Dabei sind es nicht einfach die Chip- und Server-Hersteller oder Firmen, die die Cloud-Infrastruktur oder Rechenzentren betreiben, die zu den Gewinnern gehören. Das Potenzial von KI liegt flächendeckend über alle Branchen hinweg bei Firmen, welche die Technologie aktiv nutzen, um Kosten zu senken und Innovationen hervorzubringen. Beispiel: Das Internet erlaubte die Entwicklung und Verbreitung des Smartphones. Das Smartphone wiederum brachte die komplett neue Branche der App-Entwicklung hervor. Man denke dabei nicht nur an Social Media oder Games, sondern vor allem an die Möglichkeiten der Navigation, Sprachübersetzung, Krankenkassenabrechnungen, Taxi-Bestellungen, Food-Delivery, Hotelbuchungen etc. KI wird Produkte und Dienstleistungen ermöglichen, von denen wir heute noch gar nichts wissen.
Die neue Technologie der Künstlichen Intelligenz wird Anlegerinnen und Anlegern erlauben, über verschiedene Branchen und Zeiträume hinweg zu profitieren. Natürlich ist es zentral, die Firmen mit dem richtigen Business Modell zu identifizieren. Auf der Gegenseite wird es nämlich auch viele Verlierer geben.
Drei Kategorien von Unternehmen
- Die Pioniere der Industrie sind oftmals am einfachsten zu identifizieren (Chip- und Server-Hersteller, Rechenzentren, Cloud-Infrastruktur). Die Aktienpreise und Bewertungen reflektieren dies oftmals.
- Die Weiterentwickler und Anpasser an die Technologie führen dann zu neuen Produkten und einer raschen Kommerzialisierung. Dies betrifft all die Unternehmen, die ihre Geschäftsmodelle anpassen und KI-Lösungen nutzen, um Kosten zu sparen, produktiver zu werden und neue Produkte/Innovationen schaffen. Besonders interessant wird es, wenn sich eine neue Branche entwickelt, die heute noch gar nicht als Branche erkannt wird.
- Die letzte Kategorie betrifft die Verlierer und umfasst all die Firmen, die sich zu langsam an das neue Umfeld anpassen und deren Produkt durch eine KI-Lösung bedroht ist und abgelöst wird.
Konklusion: Neue Opportunitäten für Investoren
- Potenzial: Künstliche Intelligenz ist eine disruptive Technologie mit riesigem Potenzial. Sie wird alte Business Modelle komplett umkrempeln und neue erschaffen. Die Möglichkeiten sind hier praktisch endlos. Es hat zwar bereits begonnen, aber grundsätzlich stehen wir immer noch in den Anfängen.
- Produktivitätsschub: Wirtschaftlich könnten wir einen Produktivitätsschub erleben wie beim Internet oder mehr. Der Knackpunkt dabei ist, dass für einen solchen Wachstumsschub 100 % des gesamten Prozesses automatisiert werden muss. Bei 90 % tritt nicht annähernd der gleiche Effekt ein und die Produktivität/Wachstum orientiert sich am langsamsten Teil des Prozesses. Bei KI-Modellen wäre dies der Mensch.
- Regulatorien: Auch die Regulierungsbehörden sind auf die Technologie aufmerksam geworden und nehmen sich dieser genauer an – insbesondere Europa. Themen, wie Urheberrechtsverletzungen, Zertifizierungen und KI-Risiken sind aber enorm wichtig.
Der Zug der Künstlichen Intelligenz hat den Bahnhof verlassen und wird für Investorinnen und Investoren neue Opportunitäten eröffnen. Warren Buffet meinte in einem Interview dazu «It is an incredible technological advance and the amount of time it can save you is unbelievable. It scares me in terms of the possibilities of it.»
Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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