Der Iran hat am Wochenende mit Raketen und Drohnen Israel angegriffen. Fast alle Flugkörper konnten von Israel, den USA, Grossbritannien und Jordanien abfangen werden. Manche davon auch über Syrien. Der Anschlag des Iran gegen Israel ist eine am 1. April angekündigte Vergeltung für den vermutlich durch Israel ausgeführten Anschlag auf die iranische Botschaft in Damaskus, bei dem unter anderem zwei Brigadegeneräle der iranischen Revolutionsgarden getötet wurden.
Drei Dinge sind bemerkenswert:
- Der Vergeltungsschlag war angekündigt
- Er blieb deutlich hinter den Möglichkeiten des Iran zurück
- Er wird vom Iran trotz relativ geringer Schäden als ausreichende Vergeltung angesehen
Es wird gemutmasst, dass das iranische Regime sich auf Grund innenpolitischer Instabilität weitgehend zurückgehalten hat. Der alternde Religionsführer Ayatollah Ali Khamenei (84) will die Führung seinem Sohn Mojtaba übergeben. Das Ziel ist allerdings auf Grund innenpolitischer Spannungen, die spätestens seit dem Tod der Kurdin Mahsa Amini offensichtlich sind, in Gefahr. Dies scheint der Grund dafür, dass der Iran nicht an einer weiteren Eskalation interessiert ist, sich aber vorbehält, auf weitere Massnahmen seitens Israel zu reagieren.
Wie reagiert Israel?
Israel ist stolz auf seine Verteidigungsfähigkeit, kritisiert den Angriff selbstverständlich scharf und gibt sich das Recht, seinerseits zu gegebener Zeit einen angemessenen Vergeltungsschlag auszuführen. Zwei Gründe werden dabei in der Presse als wichtig aufgeführt:
Erstens könnte es Israel gelegen kommen, von den Schwierigkeiten im Gazastreifen abzulenken. Hier sind die Ziele, die Geiseln zu befreien und die Hamas zu zerschlagen bisher nicht erreicht worden.
Zweitens ist Israels Feind nicht der Iran, sondern die Islamische Republik. Es bestünde die Chance, deren Einrichtungen und das Atomprogramm gezielt zu attackieren und so die innenpolitische Instabilität im Iran weiter zu fördern.
Der Westen ist selbstverständlich weiterhin an einer Deeskalation interessiert. Andererseits betonen die Staaten, allen voran die USA, wie nach dem Überfall der Hamas uneingeschränkt an der Seite Israels zu stehen. Das ist eine zu erwartende Reaktion, auch wenn der Druck, der in jüngster Vergangenheit auf Israel aufgebaut wurde, erheblich ist. Die Frage ist, ob es für den Beistand aus dem Westen einen Unterschied macht, ob Israel angegriffen wird oder angreift.
Die Frage, die die Märkte beschäftigt ist, ob ein befürchteter Flächenbrand im Nahen Osten nach den Angriffen wahrscheinlicher ist und wie gegebenenfalls darauf zu reagieren ist. Wahrscheinlicher ist er mit Sicherheit, aber bei weitem nicht unausweichlich.
Was sind die Auswirkungen auf die Märkte?
Da die direkt involvierten Staaten keine wirtschaftlichen Power-Häuser sind, wäre der wirtschaftliche Einfluss im ersten Moment vermutlich gering. Auch ein konjunktureller Einfluss über den Ölpreis ist mit dem Ausbau der erneuerbaren Energien und der Energieunabhängigkeit der USA immer geringer. In Bezug auf die Geldpolitik sollte der Einfluss gleichfalls gering bleiben. Insbesondere in Europa macht man sich eher um die Wirtschaft als um die Inflation Sorgen, so dass kurze, angebotsseitige Verwerfungen von der Notenbank als solche eingestuft werden dürften und keine Reaktionen hervorrufen.
Eine Eskalation wäre aber sicher schlecht für die Stimmung allgemein und an den Märkten im Besonderen. Risikobehaftete Assets dürften leiden und Safe Haven Assets zulegen. Zu letzteren gehören der Schweizer Franken, insbesondere relativ zum zyklischen Euro und sichere Bonds. Der US-Dollar gilt gleichfalls als Safe Haven und bleibt unberührt. Lange Bonds sind in der Schweiz bereits recht teuer, hätten aber Potenzial in Euro und kurzfristig sicher auch in US-Dollar, wobei hier die Diskussion um den langfristigen Gleichgewichtszins eher engere Grenzen setzt.
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