In eigener Sache

Elena Sandera – Surfst Du jetzt nach Los Angeles 2028?

Rahn+Bodmer Co. unter­stützt aufstre­bende junge Sport­le­rinnen und Sportler wie Elena Sandera. Die Schaff­hauserin surft in der iQFoil Class, die dieses Jahr das konven­tio­nelle Windsurfen an den Olympi­schen Spielen abgelöst hat. Obwohl sie sich sportlich quali­fi­ziert hat, wurde Elena vom zustän­digen Verband Swiss Sailing nicht ausge­wählt, um die Schweiz in Paris zu vertreten. Im Interview mit Peter Rahn, Partner Rahn+Bodmer Co. und Teilnehmer im Rudern bei den Olympi­schen Spielen 1980 in Moskau, teilt Elena ihre Gedanken und Pläne für die Zukunft.

Peter Rahn: Elena, wie war es für Dich, als Du erfahren hast, dass Du trotz Quali­fi­kation nicht zu den Olympi­schen Spielen fahren darfst?

Elena Sandera: Es war natürlich sehr emotional und frustrierend. Ich habe gar nicht damit gerechnet, dass das passieren kann. Obwohl ich Athle­tinnen und Athleten kenne, denen Ähnliches passiert ist, war ich so fokus­siert auf die Quali­fi­kation, dass ich nicht dachte, dass mir das auch passieren könnte. Als ich das Telefonat erhielt, wusste ich sofort, was passiert war. Es war ein sehr harter Moment für mich, aber ich wusste, dass ich weiter­machen würde, mit dem Ziel Los Angeles 2028.

Peter Rahn: Ich kann das gut nachvoll­ziehen. Auch mein Team und ich haben uns sportlich quali­fi­ziert, aber der Platz wurde einem anderen Team zugeteilt. Das hat mich auch sehr getroffen, und ich habe lange gebraucht, um das zu verdauen. Es ist schwierig, wenn man alles gegeben und sich quali­fi­ziert hat und dann plötzlich ausge­schlossen wird.

Elena Sandera: Ja, es ist schwer zu akzep­tieren. Besonders ärgerlich ist es auch, weil es seit 20 Jahren keine weibliche Windsur­ferin aus der Schweiz bei den Olympi­schen Spielen gab und wir seit 50 Jahren keine Medaille im Segeln gewonnen haben. Es ist schade, dass diese Chance nicht genutzt wurde, die ich erarbeitet habe.

Peter Rahn: Was war die Begründung von Swiss Sailing für ihre Entscheidung?

Elena Sandera: Da ich erst vor drei Jahren mit dem Windsurfen angefangen habe, bin ich noch nicht Teil des Elite-Kaders. Für diese Situation gäbe es aber die Möglichkeit, mich unter dem Label «Olympic Newcomer» zuzulassen. Ein Kriterium dafür ist, dass ich Potenzial habe, um 2028 eine Medaille zu gewinnen. Das hat mir der Verband offenbar nicht zugetraut, und mich deshalb nicht zugelassen. Sicherlich liegt das auch dran, dass ich mich erst im letzten Rennen quali­fi­ziert habe, und die Selek­toren mich deshalb auch gar nicht auf ihrem Radar hatten.

Peter Rahn: Es ist wichtig, den Verband in Dein Leben und Dein Training einzu­be­ziehen. Wir haben damals auch den Fehler gemacht, dass wir nicht genug auf den Verband zugegangen sind. Du musst sicher­stellen, dass sie Dich und Dein Potenzial kennen und anerkennen.

Elena: Das ist ein guter Tipp.

Peter Rahn: Wie hast Du dich motiviert, nachdem Du die Nachricht erhalten hast?

Elena Sandera: Ich habe mir einen Tag Zeit genommen, um die Enttäu­schung zu verar­beiten. Am Tag des Telefonats bin ich nicht ins Fitness­studio und auch nicht aufs Wasser gegangen, was bei mir wirklich selten vorkommt. Es hat mir sehr geholfen, dass ich zu dem Zeitpunkt in England war, wo ich mit dem British Sailing Team trainiere. Ich weiss auch, dass ich noch am Anfang meiner Karriere stehe und viel Potenzial habe, Grosses zu erreichen. Das hat mir geholfen, weiterzumachen.

Peter Rahn: Was sind die grössten Heraus­for­de­rungen für Dich im Training?

Elena Sandera: Die Ernährung ist eine Heraus­for­derung, da ich eine grosse Menge Kalorien zu mir nehmen muss, um mein Gewicht und meine Muskel­masse zu halten. Diese sind wichtig für meine Geschwin­digkeit auf dem Wasser. Auch der mentale Bereich ist sehr wichtig. Dort habe ich den letzten Jahren die grössten Fortschritte gemacht und habe aber immer noch sehr viel Potenzial. Ich denke, dass ich dort mit besseren finan­zi­ellen Mitteln noch viel erreichen könnte.

Peter Rahn: Ich kann Dir aus Erfahrung sagen, dass Du Dich besonders auf die Aktivi­täten konzen­trieren musst, auf die Du am wenigsten Lust hast. Weil da kannst Du wirklich Verbes­se­rungen erzielen. Bei uns war das zum Beispiel Stret­ching und Stabi­li­täts­training, alles, was die kleinen Muskel­gruppen beansprucht.

Elena Sandera: Ja, Du hast recht. Das ist bei uns auch so, und gerne mache ich es auch nicht. Nach einem langen Tag ist es schwer, noch 30 Minuten zu stretchen. Aber ich sehe, wie wichtig es ist, und das motiviert mich dann doch.

Peter Rahn: Wie läuft so ein Wettkampf ab?

Elena Sandera: Ein Wettkampf dauert fünf Tage, und an jedem Tag gibt es fünf bis sechs Rennen. Man ist mehrere Stunden auf dem Wasser. Das ist sehr anstrengend und ich verbrenne jeweils Tausende von Kalorien. Die ersten drei Tage gehen noch, aber Tag vier und fünf werden dann wirklich schwierig. Da ist Essen sehr wichtig, auch wenn ich kaum noch Hunger habe, wenn ich körperlich so erschöpft bin. Es gibt kaum eine Erholungs­phase während des Wettkampfs. Ich sollte wohl mehr Massage und Physio­the­rapie machen an diesen Tagen, aber da ich das alles selbst finan­ziere, ist es schwierig. Im Verband würde ich während eines Wettkampfs besser unter­stützt werden.

Peter Rahn: Wie gehst Du mit Verlet­zungen um? Hattest Du schon Vorfälle?

Elena Sandera: Nur ganz am Anfang, da musste ich einen Wettkampf mit einer angenähten Zehe bestreiten. Aber seitdem hatte ich keine grösseren Verlet­zungen. Was oft vorkommt bei Windsur­fe­rinnen und Windsurfern, sind Schulter‑, Ellenbogen‑, Rücken- oder Faszi­en­pro­bleme. Deshalb sind Massage und Physio­the­rapie auch so wichtig.

Peter Rahn: Du studierst ja auch noch Medizin. Wie schaffst Du es, beides unter einen Hut zu bekommen?

Elena Sandera: Ich musste mein Studium unter­brechen, um mich voll auf das Windsurfen zu konzen­trieren. Anfangs ging es noch wegen Corona, da alles online war, aber jetzt ist Präsenz­un­ter­richt erfor­derlich, und ich bin oft im Ausland. Wenn ich in Los Angeles 2028 ganz oben auf der Sieger­treppe stehen will, muss ich alles geben.

Peter Rahn: Windsurfen ist ein Einzel­sport. Wie ist das für Dich?

Elena Sandera: Ich muss mit anderen trainieren, um mich messen zu können und das inter­na­tionale Level zu sehen. Ich kann mit dem British Sailing Team trainieren, weil mein Trainer selbst auch Brite ist. Eigentlich lassen sie keine Auslän­de­rinnen oder Ausländer im Training zu, das ist für mich ein richtiger Glücksfall. Der Austausch mit anderen Athle­tinnen und Athleten ist sehr wichtig.

Peter Rahn: Im Team ist es einfacher. Manchmal wirst Du gezogen, manchmal ziehst du. Du musst nicht immer gegen Dich selbst antreten, da musst Du schon sehr motiviert sein, um immer wieder an und über Deine Grenzen zu gehen.

Elena Sandera: Genau. Ich bin auch Gründerin und eine der Athle­tinnen von World of Windsurf­girls, einem unabhän­gigen Segelteam von Sport­le­rinnen verschie­dener Natio­na­li­täten, die alle die Goldme­daille in Paris 2024 und Los Angeles 2028 anstreben. Wir wollen die aktive Teilnahme von Frauen am Windsurfen inspi­rieren und fördern.


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