Heinz Rüttimann
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Was bringt bloss 2025?

2024 hat gezeigt, wie schnell sich Märkte anpassen können: Nach einer Korrektur Ende Juli folgten prompt neue Höchst­stände an den Märkten. Mit der Wahl von Donald Trump steht 2025 nun im Zeichen wirtschaft­licher und politi­scher Verän­de­rungen. Diese könnten unwei­gerlich zu Überra­schungen führen und die Volati­lität an den Aktien­märkten erhöhen.

Rückblick

Nach der Publi­kation schlechter US-Arbeits­markt­daten (weniger neue Jobs als erwartet) Ende Juli 2024 korri­gierten die Aktien­märkte weltweit innerhalb von drei Handels­tagen um –4 % bis –7 %. Die Märkte erholten sich aber in Rekordzeit wieder, und zwei Wochen später notierte der MSCI Welt auf einem neuen Allzeithoch. Ein fahler Beigeschmack blieb trotzdem, und die Juli-Korrektur war ein «Schuss vor den Bug», der daran erinnerte, dass Aktien immer noch mit Risiken verbunden sind.

Das grosse Ereignis im zweiten Halbjahr war die US-Präsi­dent­schaftswahl. Mit dem späten Rückzug von Joe Biden war sie an Dramatik kaum zu überbieten. Tatsächlich schaffte Donald Trump das Husaren­stück und wurde im November zum 47. Präsi­denten gewählt. Die US-Aktien­märkte antwor­teten mit einem Kursfeu­erwerk, und der US-Dollar erstarkte, während der Rest der Welt auf Tauch­station ging. Die Androhung von schmerz­haften Zöllen wog zu schwer. Bis zum Jahresende konnten sich Europa und die Schwel­len­länder knapp halten, während der Schweizer Markt zurück­blieb. Trotz ausblei­bendem Jahres­end­spurt in Westeuropa endete das Aktienjahr 2024 mit einer erfreu­lichen Performance.

Ausblick

Donald Trumps Wahl zum Präsi­denten und die republi­ka­nische Mehrheit im Senat und im Reprä­sen­tan­tenhaus werden eine neue Ära der US-Wirtschafts­po­litik einläuten. Innen­po­li­tisch will man den Staats­ap­parat verschlanken und deregu­lieren. Aussen­po­li­tisch verlangen die USA, dass Europa wirtschaftlich und in seiner Sicher­heits­po­litik unabhän­giger wird. Dies kommt zu einem ungüns­tigen Zeitpunkt, da die zwei grössten Volks­wirt­schaften Europas, Deutschland und Frank­reich, innen­po­li­tisch blockiert sind.

China dürfte ebenfalls mit mehr Gegenwind rechnen und wird nicht darum herum­kommen, die Wirtschaft stärker zu unter­stützen. Die vielen Verän­de­rungen werden unwei­gerlich zu Überra­schungen führen und die Volati­lität an den Aktien­märkten erhöhen. Für einen guten Start ins Aktienjahr 2025 müssen die weltweite Disin­flation (Infla­ti­ons­re­duktion) und der damit verbundene Zinssen­kungs­prozess intakt bleiben. 2025 rücken die USA noch mehr ins Zentrum des Weltge­schehens, als sie dies bereits sind, und Inves­to­rinnen und Inves­toren werden sich unter anderem an der US-Politik ausrichten müssen.

Die Themen des 1. Halbjahrs 2025: Konjunktur

Die weltwirt­schaft­liche Lage hat sich im vergan­genen Halbjahr wie erwartet leicht verschlechtert. Unerwartet war jedoch die Verteilung des Wachstums. Wir gingen davon aus, dass ein sich stabi­li­sie­rendes Europa eine Abkühlung in den USA kompen­sieren könnte. Tatsächlich kam es umgekehrt, und in der zweiten Jahres­hälfte ist das US-Wachstum weiter gestiegen, während es in Europa weiter zurück­ge­gangen ist. Die stark ungleiche Verteilung des globalen Wachstums hat das Potenzial, die Finanz­märkte in Bewegung zu versetzen, insbe­sondere, da die Unter­schiede zwischen den Wirtschafts­re­gionen durch die zu erwar­tende US-Handels­po­litik voraus­sichtlich noch grösser werden könnten.

Zollerhö­hungen sollen das Wachstum in den USA auf Kosten ihrer Handels­partner fördern. Dies dürfte konjunk­turell jedoch auf globaler Ebene kein Nullsum­men­spiel ergeben. Nur die infla­tionäre Wirkung seiner Handels­po­litik dürfte den designierten US-Präsi­denten zum Umdenken bewegen, war doch die hohe Inflation eine wesent­liche Ursache für seine Wahl. Hält er sich tatsächlich zurück und führt die US-Handels­po­litik nicht zu einem gefähr­lichen Cocktail aus weltweit niedri­gerem Wachstum und höherer Inflation, besteht berech­tigte Hoffnung, dass die Anfang des Jahres 2024 erwartete Konvergenz der Wirtschaft in den USA, der EU und in China doch noch einsetzen könnte. Es gibt vorsichtige Anzeichen dafür.

In Europa erholt sich das Verbrau­cher­ver­trauen leicht, die Kredit­vergabe scheint sich zu beleben, und die Einzel­han­dels­um­sätze liegen über dem Vorjah­res­niveau. Auch in China nehmen die Anstren­gungen zur Stabi­li­sierung der Wirtschaft zu.

Politik

Nach den Wahlen ist vor den Wahlen, zumindest in Frank­reich. Aber der Reihe nach: Nach den Wahlen in den USA stehen im Januar zunächst die Amtsein­führung des neuen US-Präsi­denten und die Umsetzung dessen an, was er in den ersten Amtswochen zu erreichen versprochen hat. Seine Regierung ist entschlossen und loyal, und er wird keine 100 Tage benötigen, um sich zu etablieren.

Dann folgt im Februar die Wahl in Deutschland. Sicher scheint nur, dass es keine Ampel­ko­alition und somit neue Kräfte­ver­hält­nisse zwischen den Parteien gibt. Deshalb ist es wahrscheinlich, dass die Regie­rungs­bildung länger dauern wird, und es ist unklar, ob daraus eine reform­fähige und ‑willige Koalition entstehen wird, die Deutschland wirtschaftlich stärken kann. Und dann ist da noch Frank­reich: Die Neuwahlen nach den Europa­wahlen haben zu einer insta­bilen Mitte-Links-Regierung geführt, die an der Aufgabe der Haushalts­kon­so­li­dierung gescheitert ist. Neuwahlen im Frühsommer 2025, ein Jahr nach den letzten vorge­zo­genen Wahlen, sind nicht ausge­schlossen. Stabile Verhält­nisse wären wichtig, um die Haushalts­kon­so­li­dierung in Angriff nehmen zu können, die der Anlei­he­markt zu fordern beginnt.

2025 bietet für Anlege­rinnen und Anleger sowohl Chancen als auch Heraus­for­de­rungen. Wachsamkeit ist daher das Gebot der Stunde, um Chancen optimal zu nutzen und Risiken frühzeitig zu minimieren.

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