Von: Jay Bidermann, Kundenberater
In jüngster Zeit haben die Schlagzeilen um den Bitcoin stark zugenommen. Mit über USD 1 Billion ist die Kryptowährung die nach Marktkapitalisierung mit Abstand grösste unter den Blockchain basierten Währungen. Der Preis eines Bitcoins schnellte zwischen Mitte Dezember 2020 von rund USD 20’000 auf knapp US 60’000 Anfang April 2021. Die Gründe dafür sind wohl unter anderem ein erweiterter Anwendungszweck, das Grossinvestment über USD 1.5 Milliarden von Elon Musk mit seiner Firma Tesla im Februar und das vermehrte Engagement von institutionellen Investoren.
Ist der Bitcoin in der Finanzwelt angekommen?
Wurde Bitcoin die Daseinsberechtigung von der Finanzelite beim letzten Hype im Jahre 2017 noch abgesprochen, so finden sich nun vermehrt auch institutionelle Investoren unter den nach wie vor mehrheitlich dem Retail-Segment angehörigen Käufern. Sie erhoffen sich hohe Renditen im alternativen Vermögenswert, Inflationsschutz aufgrund der beschränkt vorhandenen Stückzahl, oder aber auch Möglichkeiten zur Absicherung ihrer «klassischen» Vermögenswerte.
Nach gängigen finanzanalytischen Methoden sind ebendiese Charaktereigenschaften dem Bitcoin nur bedingt zuordnungsfähig. Zwar finden Investoren eine stetig verbesserte Datenqualität vor, doch sucht man aufgrund des Geburtsjahrs 2008 des Bitcoins vergebens nach einer gewohnt aussagekräftigen Historie.
Ist der Bitcoin «underowned»?
Vergleicht man den totalen globalen Kryptomarkt, so kommt man mit zurzeit USD 1.9 Billionen bereits auf die Flughöhe der von privat und institutionell gehaltenen (Investoren-)Goldbestände, die aktuell ca. USD 2.2 Billionen betragen. Ein möglicher Zugzwang könnte hier bei den Investoren auf der Zuschauertribüne des Bitcoin-Hypes entstehen, da die Kryptowährung nach wie vor von vielen kleinen (Retail-)Investoren, sowie einigen Grossinvestoren (die sogenannten Bitcoin-Whales) gehalten wird. Im Gesamtinvestorenpool ist die Kryptowährung somit «underowned» und es stellt sich die Frage, ob bei vielen Investoren Nachholbedarf besteht.
Reine Kryptowährungs-Handelsplätze entstehen
Um die diversen Anwendungsmöglichkeiten der Blockchain haben sich regelrechte Ökosysteme gebildet. Das von Fans eifrig erwartete IPO der Firma Coinbase ist im vollen Gange und bewertet diesen Krypto-Handelsplatz mit USD 70–100 Milliarden. Auch die Schweizer Konkurrenz kann sich sehen lassen – Bitcoin Suisse aus Zug verwaltet nach eigenen Angaben CHF 3 Milliarden Vermögenswerte ihrer Kundschaft. Wie eingangs erwähnt findet die Kryptowährung auch vermehrt Anwendung als Zahlungsmittel. Tesla, Paypal, Morgan Stanley sind alles etablierte Namen, die in der Kryptowelt Fuss fassen.
Es bleiben viele Fragen offen
Es haftet auch noch viel Negatives am dezentral geführten Phänomen – nach wie vor finden viele Anwender aus der Illegalität Gefallen an der Rechtsfreiheit und unregulierten Art der Vermögensbewahrung und Transaktion. Auch Kritik für den hohen Energieverbrauch steht der Entwicklung im Wege. Allein das Bitcoin-Netzwerk verbraucht zurzeit mehr Strom als die Philippinen und steht somit auf Platz Nr. 35 auf der Länderliste nach Energiekonsum.
Auch die Angst vor mehr Regulation geht immer wieder um – doch wie wäre dies möglich bei einem dezentral geführten Phantom?
Wie sind Kryptowährungen aus Investorensicht einzuordnen?
Nach wie vor wohl eher im Hochrisikobereich. Bitcoin als Venture Capital oder Risikokapital-Investment einzustufen wäre wohl nicht ganz falsch. Auch wenn solche von Natur aus besser reguliert und mit mehr Rechtssicherheit strukturiert sind. Was sicher ist: Bitcoin-Investoren brauchen Nerven aus Stahl, Verluste von über 20 % in wenigen Tagen sind keine Seltenheit. Ob der Kauf eines Bitcoins eine Spekulation oder eine Investition ist, ist aus heutiger Sicht nicht abschliessend zu beantworten.
Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
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