Die Turbulenzen rund um die Credit Suisse in den letzten Monaten und Jahren sowie der Verkauf an die UBS markieren das Ende eines Kapitels in der Schweizer Finanzgeschichte. In einem Interview gibt Christian Bidermann seine Einschätzung zur Stimmung am Markt ab.
Interview mit: Christian R. Bidermann, Partner
Christian Bidermann, die Credit Suisse ist verkauft. Was bedeutet das für den Finanzplatz Schweiz?
Das können wir im Moment noch nicht abschätzen. Wir bedauern sehr, dass wir uns damit von einer geschichtsträchtigen Institution und einem wichtigen Unternehmen des Wirtschaftsstandortes Zürich verabschieden müssen. Es wird sich wohl erst im Laufe des Jahres oder auf noch längere Sicht hin zeigen, wie die UBS mit der Integration der CS zugange kommt und welche Stellung die UBS im Markt in der neuen Grösse haben wird.
Hatten Sie in den letzten Wochen und Tagen vermehrt Anfragen von Credit Suisse Kundinnen und Kunden?
Es herrscht Unruhe am Markt, nicht erst seit der letzten Woche. Man muss sich vergegenwärtigen, dass mit Corona, dem Angriffskrieg auf die Ukraine und der wieder erstarkten Inflation massive Kräfte auf die Wirtschaft wirken und damit nicht zuletzt Auswirkungen auf die Finanzmärkte haben. «Flight to safety» ist ein Thema. Wir hatten in den vergangenen Monaten und Wochen vermehrt Anfragen von möglichen Neukundinnen und Neukunden, aber nicht ausschliesslich von der Credit Suisse.
Was antworten Sie Ihren Kundinnen und Kunden auf die Frage, wie sicher das Fortbestehen von Rahn+Bodmer Co. ist?
Wir haben weder Aktionäre noch andere Investoren und sind deshalb keinem Druck von aussen ausgesetzt. Die sechs Partner haften als traditionelle Privatbanquiers vollumfänglich für die Verbindlichkeiten der Bank. Rahn+Bodmer Co. ist hervorragend kapitalisiert. Ausserdem hat die Bank seit dem 2. Weltkrieg nie einen Verlust erlitten. Sicherheit und Kontinuität sind unsere obersten Werte.
Wie setzen Sie die Werte Sicherheit und Kontinuität im Alltag um?
Wir investieren in Unternehmen, die ein verständliches Geschäftsmodell haben und deren Strategie nachvollziehbar ist. Das bringt es mit sich, dass wir ein Schwergewicht auf Schweizer Werte legen. Die Schweiz besitzt viele hervorragende Unternehmen, die Weltmarktführer in ihrer Branche sind. In Bezug auf Kontinuität verwenden wir den Begriff «Generationen-Banking». Das heisst konkret, dass bereits mein Grossvater Partner bei der Bank war und im Januar 2023 mein Neffe mit 34 Jahren in die Partnerschaft eingetreten ist. Die drei Familien Rahn, Bodmer und Bidermann sind in der dritten und vierten Generation vertreten. Genauso verhält es sich mit unseren Kundinnen und Kunden. Diese sind teilweise über Jahrzehnte bei uns, so verstehen wir ihre Geschichte, ihre Präferenzen, ihre finanzielle Ausrichtung und ihr Risikoprofil. Kontinuität ist auch nicht zuletzt ein Stichwort in Bezug auf unsere Mitarbeitenden. Wir denken langfristig und so begleiten Kundenberaterinnen und Kundenberater ihre Kundinnen und Kunden oft über Generationen hinweg.
Weshalb bleiben Mitarbeitende so lange bei Rahn+Bodmer Co.?
Wir pflegen eine Kultur des Miteinanders, sind alle per Du, vom Lernenden bis zum Partner. Es ist uns ein wichtiges Anliegen, unsere Mitarbeitenden konstant weiterzubilden und so weit wie möglich auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Unsere Kundenberaterinnen und Kundenberater haben keine fixen Ziele in Bezug auf Neugeldgewinnung. Wir erwarten von Ihnen, dass sie eigenverantwortlich, mit Weitsicht und ohne Interessenkonflikte ihre Kundschaft betreuen. Zudem vermeiden wir auch bewusst eine bonusgetriebene Arbeitskultur. Wir sind davon überzeugt, dass dies eine gute Voraussetzung ist, um ein positives Arbeitsklima zu schaffen, das sich auf die Beratungsleistung gegenüber unseren Kundinnen und Kunden auswirkt.
Bei Fragen zu diesem Thema stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
notablog@rahnbodmer.ch
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