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Wettbe­werbs­fä­higkeit und Digita­li­sierung – Wo steht die Schweiz?

Unsere Gesell­schaft ist geprägt vom techno­lo­gi­schen Wandel. Wenn ein Land den techno­lo­gi­schen Wandel annimmt und zu seinem Vorteil nutzt, steigert es die Produk­ti­vität und damit den Lebens­standard seiner Bevöl­kerung. Verschliesst sich ein Land dem techno­lo­gi­schen Wandel und betreibt es vermehrt Protek­tio­nismus, sinkt über kurz oder lang der Lebensstandard.

Die Wirtschaft eines Landes mit einer hohen Wertschöpfung ist permanent einem «race for excel­lence» ausge­setzt. Die Aufgabe der Politik ist es, die optimalen Rahmen­be­din­gungen für die Wettbe­werbs­fä­higkeit und den techno­lo­gi­schen Wandel des Landes zu schaffen. Gleich­zeitig führt dieser Wandel zu Verän­de­rungen und auch zu Verlie­re­rinnen und Verlierern dieser Verän­de­rungen. Abwehr­hal­tungen sind verständlich. Wenn sie aber zu gross werden, hindert das langfristig die positiven Effekte des Wandels und der Lebens­standard leidet. Der Aufstieg Chinas ist das beste Beispiel hierfür. So hat China heute das grösste Netzwerk der Welt an Bullet Trains, eine perma­nente Weltraum­station, das grösste Radio­te­leskop und mit BeiDou ein eigenes techno­lo­gisch hochste­hendes GPS System. Der Aufstieg Chinas hat Millionen von Menschen einen besseren Lebens­standard verschafft.

Das IMD Lausanne erstellt mit anderen Insti­tuten zusammen eine jährliche Rangliste für die globale Wettbe­werbs­fä­higkeit und Digitalisierung.

Dieser Beitrag widmet sich diesen zwei Ranglisten.

IMD World Compe­ti­ti­veness Yearbook (Juni 2024)

Die Wettbe­werbs­fä­higkeit einer Volks­wirt­schaft lässt sich nicht nur auf ihr BIP und ihre Produk­ti­vität reduzieren. Bei der IMD Rangliste sind die politi­schen, sozialen und kultu­rellen Dimen­sionen ebenfalls von Bedeutung. Die Regierung hat dabei eine zentrale Rolle. Sie muss nämlich ein Umfeld schaffen, das die nachhaltige Wertschöpfung von Unter­nehmen fördert. Dazu gehören eine effiziente Infra­struktur, gut geführte Insti­tu­tionen, Recht­si­cherheit etc.

  • Platz 1: Singapur ist die wettbe­werbs­fä­higste Volks­wirt­schaft. Das Land verdankt den 1. Platz einer soliden Leistung bei allen vier Wettbe­werbs­fak­toren, nämlich Wirtschaft, Regierung, Unter­neh­mens­ef­fi­zienz und Infrastruktur.
  • Platz 2: Die Schweiz erobert den zweiten Platz zurück. Die zwei ausschlag­ge­benden Faktoren waren eine Verbes­serung bei der Wirtschafts­leistung und Unter­neh­mens­ef­fi­zienz. Bei der Regie­rungs­ef­fi­zienz und Infra­struktur nimmt die Schweiz weiterhin eine Spitzen­po­sition ein.
  • Platz 3: Dänemark

IMD World Digital Compe­ti­ti­veness Yearbook (November 2024)

Im Laufe des 21. Jahrhun­derts ist die digitale Wettbe­werbs­fä­higkeit zu einer grund­le­genden Voraus­setzung für das Wirtschafts­wachstum geworden. Indus­trien, Unter­nehmen und Regie­rungen brauchen hierfür eine zuver­lässige digitale Infra­struktur, um die digitale Trans­for­mation meistern zu können. Die Digita­li­sierung erlaubt eine daten­ge­steuerte Volks­wirt­schaft und Automa­ti­sierung quer durch alle Branchen hindurch vom Gesund­heits­wesen bis zur Produktion. Die Grundlage für die IMD World Digital Compe­ti­ti­veness Rangliste sind 59 Kriterien (38 harte Kriterien und 21 Umfragen).

  • Platz 1: Singapur holt den Spitzen­platz. Ausschlag­gebend für die Verbes­serung waren der Faktor Wissen und Technologie.
  • Platz 2: Die Schweiz hält einen Spitzen­platz beim Faktor Wissen und verbessert sich bei den Faktoren Techno­logie und Zukunfts­be­reit­schaft. Die Schweiz profi­tiert von hochqua­li­fi­zierten Wissens­trä­ge­rinnen und ‑trägern und Führungs­kräften und ihrer effek­tiven Durch­setzung von Rechten an geistigem Eigentum. Auch beim neu einge­führten Indikator zur Anzahl der pro Kopf veröf­fent­lichten KI-Artikel schneidet die Schweiz gut ab. Zu den allge­meinen Schwächen der Schweiz gehören draht­loses Breitband, sowie die Börsen­ka­pi­ta­li­sierung von IT- und Medienfirmen.
  • Platz 3: Dänemark belegt Rang drei. Ausschlag­gebend waren Faktoren, wie Wissen, Techno­logie und Regulierungsrahmen.

Konklusion

  • Die Haupt­kon­klusion ist, dass das «race for excel­lence» für ein Land mit hoher Wertschöpfung nie endet oder sich der Lebens­standard schlei­chend verschlechtert. Nahezu ein Natur­gesetz im Kapita­lismus ist, dass sich die Techno­logie durch­setzt, welche billiger, leistungs­fä­higer und bequemer ist. Die Politik und Bevöl­kerung eines Landes sind dann wettbe­werbs­fähig, wenn sie den schmerz­haften techno­lo­gi­schen Wandel (was er unwei­gerlich ist) annehmen und vor allem die Chancen darin sehen.
  • Im inter­na­tio­nalen Wettbewerb braucht die Wirtschaft eines Landes gleich lange Spiesse. Die Politik verwechselt dies aber oftmals mit Struk­tur­er­haltung via Subven­tionen oder einer schwä­cheren Währung. Eine schwä­chere Währung hilft zwar der Export­wirt­schaft, verlangsamt aber den Struk­tur­wandel in der Binnen­wirt­schaft und schwächt die Kaufkraft der Konsu­men­tinnen und Konsu­menten. Mit ein Grund für die gute Platzierung der Schweiz bei der Wettbe­werbs­fä­higkeit ist wohl der perma­nente Aufwer­tungs­druck des Schweizer Franken. Dieser zwingt Schweizer Firmen, sich immer wieder rasch an die neuen Rahmen­be­din­gungen anzupassen durch Kosten­sen­kungen, Produk­ti­vi­täts­stei­ge­rungen und Innovationen.
  • Donald Trump wird als nächster US-Präsident den globalen Handel / Produktion mit aufer­legten Import­zölle teilweise verändern. Wer, wie, wann, wissen wir noch nicht. Die Schweiz wird es direkt oder indirekt ebenfalls treffen. Der Vorteil der Schweiz ist, dass viele Firmen eine profi­table Nische mit Quali­täts­pro­dukten besetzt haben. Der Vorteil von Geschäfts­ni­schen ist, dass der Endkunde weniger preis­sen­sitiv ist, da die Produkte schwie­riger zu ersetzen sind.

Für Inves­to­rinnen und Inves­toren ist der Schweizer Aktien­markt weiterhin attraktiv: Dies, weil sie in einem härteren inter­na­tio­nalen Umfeld in eine möglichst wettbe­werbs­fä­higen Wirtschaft inves­tieren wollen. Zudem dürften Geschäfts­ni­schen weniger von den Verän­de­rungen betroffen sein und Firmen ihre Margen halten können. Und obwohl die USA für die Schweiz der wichtigste Export­markt sind und die Schweiz deshalb anfällig ist bei möglichen Verhand­lungen, ist sie doch bei den US-Importen ein kleiner Markt und dürfte weniger im Fokus stehen.

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