Heinz Rüttimann
Anlegen

Märkte im Wandel: Neue Impulse und Heraus­for­de­rungen 2025

Das erste Quartal 2025 brachte wirtschaft­liche Verän­de­rungen und neue Markt­im­pulse. Trumps Handels- und Fiskal­po­litik, Europas expan­sivere Finanz­stra­tegie und techno­lo­gische Fortschritte wie Open-Source-KI von DeepSeek prägten das Umfeld und boten sowohl Heraus­for­de­rungen als auch Chancen für Anlege­rinnen und Anleger.

Rückblick

Das erste grosse Ereignis 2025 war die Verei­digung von Donald Trump am 20. Januar 2025. Er legte gleich los und die ersten Opfer seiner neuen Zollpo­litik waren Mexiko, Kanada und China. Das zweite grosse Ereignis waren die deutschen Wahlen Ende Februar und der grund­le­gende Wandel bei der Fiskal­po­litik. Das dritte Ereignis war die Veröf­fent­li­chung von DeepSeeks Open Source KI-Modell, welches die Perfor­mance des bisher unantast­baren ameri­ka­ni­schen IT-Sektors ins Strau­cheln brachte. Aus Anleger­sicht in CHF war das erste Quartal erfreulich. Bei den Aktien­märkten stieg der SPI um +8.6 %, während der SPI Extra (ex SMI) mit +3.1 % nicht mithalten konnte. Der Stoxx 600 stieg um +7.8 %, während der S&P 500 nach zwei sehr guten Jahren erstmals deutlich zurück blieb mit ‑6.7 %. Bei den alter­na­tiven Anlagen erreichte Gold neue Höchst­stände und stieg +15.9 %. Nach einem sehr starken 2024 müssen Anlege­rinnen und Anleger bei Schweizer Immobilien kleinere Brötchen backen und der SXI Real Estate Fund Index legte bisher um +1.9 % zu.

Ausblick: Konjunktur

Weltweit hat sich die Fiskal­po­litik insofern verändert, dass die USA auf die Bremse treten, Europa lockert und China schritt­weise zu unter­stützen beginnt. Es entstehen dabei gegen­seitige Wechsel­wir­kungen, wobei die negativen Faktoren bereits wirken und die positiven Faktoren, wie gross­an­ge­legte Infra­struk­tur­pro­jekte, mit einer deutlichen Verzö­gerung in der Realwirt­schaft ankommen werden.

Nach den Zoll-Ankün­di­gungen am von Donald Trump prokla­mierten «Befreiungs- oder Rezipro­zi­tätstag» am 2. April 2025 hat der Verhand­lungs­poker begonnen. Ein solcher startet nicht mit Rabatten, sondern mit Maximal­for­de­rungen – entspre­chend haben die Aktien­märkte reagiert. Das bedeutet jedoch nicht zwangs­läufig, dass ein Handels­krieg unaus­weichlich ist. Je nach Verlauf der Verhand­lungen und möglichen Einigungen dürfte es zu einer Entspannung an den Aktien­märkten kommen, bevor die weitere Entwicklung neu bewertet werden muss. Die Volati­lität bleibt vorerst hoch.

Trump will mit aller Vehemenz die öffent­lichen Finanzen neu ausrichten und die globalen Handels­ströme verändern. Drei Faktoren, die ihn bei der Umsetzung beein­flussen können, sind sinkende Zustim­mungs­werte bei seinen Wähle­rinnen und Wählern, ein fallender Aktien­markt und eine steigende Rendite bei den 10-jährigen US-Staats­an­leihen. Eine Schlüs­sel­grösse in den USA ist die erwartete Inflation. Sinkt diese aufgrund des gerin­geren Wachstums, würde dies der US-Fed erlauben die Zinsen zu senken, um die Wirtschaft abzufedern. Europa seiner­seits scheint sich, mit Deutschland in der Vorrei­ter­rolle, in einer Boden­bildung zu befinden. Dass in Deutschland nach dem Entscheid für eine lockerere Fiskal­po­litik Taten folgen werden, daran zweifeln die Wenigsten. Der Rest von Europa dürfte aber aufgrund der Verschuldung deutlich stärker einge­schränkt sein.

Geldpo­litik

Die US-Fed behielt den Leitzins im März unver­ändert bei 4.5 % und wartet vorerst ab. Gemäss Noten­bankchef Powell wird die Zollin­flation als einma­liger Preis­an­stieg bewertet. Er betont dabei die daten­ab­hängige Strategie, um Handels- und Fiskal­ri­siken abzufedern. Die US-Geldpo­litik ist weiterhin restriktiv. Die EZB hat den Leitzins auf 2.5 % gesenkt und die Prognose für die Gesamt­in­flation für 2025 wurde auf 2.3 % und für 2026 auf 1.9 % angepasst. Die EZB-Geldpo­litik ist noch leicht restriktiv und wir erwarten einen oder zwei weitere Zinsschritte im April und / oder Juni 2025. Die SNB hat den Leitzins auf 0.25 % gesenkt, um frühzeitig auf die tiefe Inflation (0.3 %), die Handels­zölle und die allge­meinen geopo­li­ti­schen Risiken zu reagieren. Gemäss Noten­bank­prä­sident Schlegel wird die SNB, wenn nötig, am Devisen­markt aktiv werden. Wir erwarten für 2025 keinen weiteren Zinsschritt mehr.

Anleihen

Die Rendi­te­aus­sichten bei Schweizer Obliga­tionen für 2025 sind aufgrund des bereits sehr tiefen Zinsni­veaus verhalten. Über die letzten Wochen hinweg wurde die Zinskurve jedoch steiler, obwohl keinerlei Infla­ti­ons­ge­fahren drohen. Der Anstieg der Renditen kann kurzfristig als Chance genutzt werden. Ansonsten stehen Obliga­tionen wieder vermehrt im Wettbewerb mit anderen zinssen­si­tiven Anlagen, wie zum Beispiel Immobi­li­en­fonds. Das Akronym TINA oder «there is no alter­native» ist in der der Schweiz wieder omnipräsent.

Währungen

Die US-Dollar-Stärke hat ihren Höchst­stand wohl überschritten. Kurzfristig unter­stüt­zende Faktoren sind noch die Zinsdif­ferenz und die mögli­cher­weise positiven Effekte aufgrund der verhängten Zölle. Je drasti­scher die Zölle, desto teurer die Importe, die Nachfrage geht zurück und damit auch die Nachfrage nach Fremd­wäh­rungen. Der Druck auf den US-Dollar wird 2025 zunehmen. Zum einen hat Donald Trump die Absicht, die ameri­ka­nische Währung strate­gisch zu schwächen, um den Indus­trie­standort USA zu stärken. Zum anderen könnte sich das US-Wachstum schneller abschwächen als erwartet und der US-Fed erlauben, die Zinsen schneller zu senken. Der Euro profi­tiert von der allge­meinen Aufbruch­stimmung in Europa, der locke­reren Fiskal­po­litik und damit verbunden einem stärkeren Wirtschaftswachstum.

Aktien

Der US-zentrierte Aktien­bul­len­markt ist vorerst zu Ende und das 2024 gültige «buying the dip», gilt 2025 nicht mehr, da sich erstens die US-Wirtschaft an einem Wende­punkt befindet und zweitens die Trump-Adminis­tration tiefgrei­fende Reformen in den USA und dem globalen Wirtschafts­system forciert. Sprich, die Aktien­märkte befinden sich derzeit in einer «Findungs­phase» in Bezug auf die Gewinn­erwar­tungen für 2025, die verän­derte Gewinn­dy­namik 2025 und die aktuellen Bewer­tungen. Im US-Markt sind die zwei grösseren Risiken, dass die Gewinn­erwar­tungen für 2025 nicht erfüllt werden können und dass der vormals unantastbare IT-Sektor zusätz­liche ernst­zu­neh­mende Konkurrenz aus China bekommen hat. In Europa hat die Wende bei der Fiskal­po­litik zu einer veritablen Rally geführt und die Kursstei­ge­rungen haben einen guten Teil der verbes­serten Gewinn­dy­namik einge­preist. Europäische Aktien, die vor allem auf den Binnen­markt ausge­richtet sind, haben aber durchaus noch Potenzial. In der Schweiz haben die gross­ka­pi­ta­li­sierten Firmen einen sehr guten Jahres­start hingelegt. Das Potenzial liegt aber eher bei den klein- und mittel­grossen Firmen. Zum einen ist die bisherige Jahres­per­for­mance eher zurück­ge­blieben. Zum anderen sollten Schweizer Firmen ebenfalls indirekt von der locke­reren Fiskal­po­litik in Europa profi­tieren können. Vor allem Firmen mit Euro-Umsätzen.

Alter­native Anlagen

Gold verzeichnet im laufenden Jahr wiederum einen starken Preis­an­stieg. Der Preis wird weiterhin unter­stützt durch struk­tu­relle Käufe (Zentral­banken) und zyklische Käufe (Inves­toren in ETFs). Zyklische Käufe sind für die Absicherung von Infla­ti­ons­ri­siken, Geopo­litik, Zolles­ka­lation und fiskal­po­li­tische Risiken. Der Goldpreis dürfte nach einer Konso­li­dierung weiterhin stark bleiben.

Die Zinssenkung der SNB auf 0.25 % verschafft den Schweizer Immobilien nochmals einen positiven Preis­schub, auch wenn der Referenz­zinssatz für die Mieten per 1. Juli 2025 von 1.75 % auf 1.5 % sinkt und eine Ertrags­schmä­lerung bewirkt. Schweizer Immobilien erwirt­schaften eine Dividende von durch­schnittlich 2.5 % und sind weiterhin attraktiv im Vergleich zu Schweizer Obliga­tionen. Der Preis­an­stieg bei den Prämien ist aber mehrheitlich ausgeschöpft.

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